„Von ELGA zu ePA!“ – dht Referenzreise nach Österreich

Österreich: das Land der Berge, Seen und Musik, der Kaffeehäuser, Kulturstädte und Skifahrer, aber auch das Land eines gut ausgebauten, solidarischen Gesundheitssystems mit modernen Spitälern, einer starken Zusammenarbeit zwischen Medizin, Pflege und Forschung und einer umfassend eingeführten ELGA als digitale Gesundheitsakte. Etwas, wo wir in Deutschland noch ganz am Anfang stehen. Gleichzeitig steht das österreichische Gesundheitssystem vor sehr ähnlichen Herausforderungen wie Deutschland: Strukturreformen, Fachkräftemangel und der Druck, Versorgungsprozesse effizienter und digitaler zu gestalten. Vor diesem Hintergrund sind wir Ende November mit einer Delegation unserer Mitglieder nach Österreich gereist, um uns vor Ort über Strategien, Projekte und Umsetzungsbeispiele zu informieren und Impulse für die weitere digitale Transformation der eigenen Einrichtungen mitzunehmen.

Der folgende Bericht zur Referenzreise nach Österreich wurde von unserer Marktanalystin Janet Diep verfasst.

Tag 1: Wien und Linz

1. Station: Future Health Lab & Einblick in das österreichische Gesundheitswesen

Das Programm unserer Reise startete in Wien im Future Health Lab. Dort erhielten wir Einblicke in dessen Rolle als Austauschraum für innovative und digitale Versorgungsmodelle. Besonders beeindruckend war die enge Zusammenarbeit zwischen Praxis, Wissenschaft und Verwaltung. Innovative Lösungen werden hier nicht nur konzipiert, sondern in realen Versorgungsszenarien getestet und in einem partizipativen Prozess gemeinsam mit Bürger:innen, Betroffenen und Gesundheitsdiensteanbeiter:innen kontinuierlich weiterentwickelt. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie Innovation im Gesundheitswesen gemeinsam vorangetrieben werden kann.

Anschließend erhielten wir einen strukturierten Überblick über den Aufbau des österreichischen Gesundheitssystems. Die föderalen Zuständigkeiten, die Rolle der Bundesländer sowie neue Steuerungslogiken zwischen ambulanter und stationärer Versorgung wurden erläutert. Schnell war erkennbar, dass sich die Herausforderungen in Österreich und Deutschland stark ähneln. Steigender Ausgabendruck durch demografische Alterung und Ineffizienzen im System, sowie die Fragmentierung des Gesundheitssystems sind einige Beispiele. Umso spannender war der Einblick, wie diese Themen dort adressiert werden. Beispielsweise sollen durch die gemeinsame Verantwortung des Bundes, der Länder und Sozialversicherung in Form eines partnerschaftlichen Zielsteuerungssystems, ausgewogene und qualitätsgesicherte Versorgung auch bei zunehmendem Kostendruck gewährleistet werden.

Darauf aufbauend wurde in einem weiteren Impuls die eHealth-Strategie Österreichs vertieft. Im Mittelpunkt standen der Ausbau zentraler eHealth-Services wie ELGA, ein niederschwelliger digitaler Zugang zu Gesundheitsdaten und die bessere Vernetzung der Versorgungsstrukturen. Der offene Austausch mit den Expertinnen und Experten bot wertvolle Anknüpfungspunkte: Welche Ansätze sind auf Deutschland übertragbar? Wo liegen Chancen für gemeinsames Lernen und gegenseitigen Wissenstransfer?

2. Station: Digitalisierung und Innovationsprojekte der Oberösterreichischen Gesundheitsholding

Am Nachmittag ging es direkt weiter zur Oberösterreichischen Gesundheitsholding (OÖG) in Linz. Schon in der Einführung in Struktur und Strategie des größten Trägerverbunds Oberösterreichs wurde deutlich, welche zentrale Rolle die Digitalisierung in der Gesamtstrategie einnimmt. Wir erfuhren, wie die OÖG Digitalisierungsprojekte bündelt, priorisiert und konzernweit steuert. Im Fokus standen dabei Fragen zur IT-Infrastruktur, zur Standardisierung und zur Prozessharmonisierung über die verschiedenen Standorte des Verbundes hinweg. Spannend waren besonders die Einblicke in die Einführung des neuen Krankenhausinformationssystems und dessen laufendes Roll-out, sowie der Umgang mit den typischen Herausforderungen großer IT-Projekte. Hier ist die Partizipation der Mitarbeitenden ein absolut kritischer Erfolgsfaktor.

Ein weiteres Kernthema war die Umsetzung und Nutzung von ELGA, das Pendant zu unserer elektronischen Patientenakte (ePA), und deren konkrete Einbindung in die klinischen Prozesse und digitale Infrastruktur. Zudem lernten wir, wie mithilfe eines unternehmensweiten Innovationsmanagements die interdisziplinäre Zusammenarbeit gestärkt und vor allem messbare Verbesserungen erzielt werden. 

Ein besonderer Höhepunkt des Tages war der Besuch des MedSpace am Universitätsklinikum der Johannes-Kepler-Universität Linz. In diesem innovativen und preisgekrönten 3D-Kinosaal, der für Anatomievorlesungen genutzt wird, konnten wir eindrucksvoll erleben, wie moderne Visualisierungstechnologien die medizinische Lehre verändern und praxisnahes Lernen auf ein neues Niveau heben.

Tag 2: Salzburg

3. Station – ELGA-Integration, Pflegeinnovationen und 3D-Druck

Der zweite Tag führte uns weiter nach Salzburg zum Salzburger Landesklinikum (SALK). Im Mittelpunkt stand auch hier die praktische Integration von ELGA in die klinische Infrastruktur, sowie aktuelle Entwicklungen in der Digitalisierung und Innovationsprojekte in der Medizin und Pflege.

Im fachlichen Austausch beeindruckte insbesondere die enge Verzahnung regionaler und nationaler eHealth-Strukturen. Die Delegation diskutierte intensiv, welche Lehren sich daraus für Deutschland ziehen lassen, sowohl auf Systemebene als auch für die Digitalisierung einzelner Krankenhäuser.

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf Innovationen in der Pflegedokumentation. Die vorgestellten Projekte zeigten, wie ein eigens gegründetes Pflegeteam digitale Anwendungen in den Stationen einführt, weiterentwickelt und im Alltag betreut. Besonders das strukturierte Vorgehensmodell bei der Implementierung unterscheidet sich deutlich von unserer häufig unter starkem Umsetzungsdruck stehenden Projektpraxis in deutschen Krankenhäusern.

Zum Abschluss der Referenzreise bekamen wir einen Einblick in die innovative Nutzung des 3D-Drucks im klinischen Alltag. Die dort vorgestellten Anwendungen reichten von sterilen Implantaten bis hin zu anatomischen Modellen für Ausbildung und Training. Diese Beispiele verdeutlichten eindrucksvoll, wie Krankenhäuser nach dem Überwinden der regulativen Hürden auch als Hersteller von Medizinprodukten technologische Innovationen praxisnah in die klinische Versorgung integrieren können. Der anschließende Besuch des 3D-Drucklabors und das hautnahe Erleben der dort hergestellten Modelle rundeten den Tag ab.

Fazit der Referenzreise

Die Referenzreise nach Österreich bot unserer Delegation einen kompakten, zugleich tiefgehenden Einblick in die Strategie, Praxis und Innovationskultur des österreichischen Gesundheitswesens. Besonders wertvoll waren

       - der systemische Blick auf Struktur und eHealth-Strategie,

       - die Erfahrungen mit der Einführung und Integration von ELGA ins KIS, 

       - die gelebte Innovationsarbeit einer großen Krankenhausgruppe,

       - die Einblicke in moderne Lehr- und Lernumgebungen wie den MedSpace

       - und die praktischen Beispiele zu Pflegeinnovationen und 3D-Druck. 

Für unsere Mitgliedshäuser ergeben sich daraus hoffentlich zahlreiche Anregungen von der strategischen Ausrichtung der Digitalisierung über IT-Architektur und Change-Management bis hin zu konkreten Projektideen in Klinik, Pflege und Ausbildung.

Zum Abschluss danken wir allen Teilnehmenden der Delegation für den engagierten Austausch sowie unseren österreichischen Gastgeberinnen und Gastgebern für ihre Offenheit, Transparenz und Gastfreundschaft. Der Dialog hat wertvolle Perspektiven eröffnet und wird unsere gemeinsame Arbeit an einer sinnvollen und sicheren Digitalisierung weiter inspirieren.